Seife, Säure, Wasser (warmes, kaltes, flüssiges, gasförmiges)

30.03.2016 | Allgemein, Filzen

 

Wir kennen zwei, sich grundsätzlich voneinander unterscheidende Arten der Filzherstellung. Das Trockenfilzen mit speziellen Nadeln und das Nassfilzen. nadelnBeim Trockenfilzen können alle biegeweichen Fasern verwendet werden.
Das Nassfilzen erfordert ganz spezielle Faseroberflächen wie wir sie nur bei natürlichen Haaren, vor allem der Wolle von Schafen, vorfinden.
Wir nennen dieses Verfahren „Nassfilzen“ weil der Filzvorgang unbedingt die Anwesenheit von Wasser erfordert.
Dabei spielt der Aggregatzustand des Wassers eine wesentliche Rolle. Zusätzlich können wir dem Wasser bestimmte Zusätze beigeben, die den Vorgang erleichtern.
Die Überschrift gibt einen Hinweis worauf es ankommen kann und wie sich die unterschiedlichen Zustände des Filzmediums auswirken.

Ihr findet hier zukünftig einzelne Kapitel zu den verschiedenen Themenbereichen.

 

1. Kapitel
SchafeWollfasern sind sogenannte tierische Textilfasern. Sie werden zur Herstellung von Textilien verwendet.
Die Fasern sind die komplexesten, also vielseitigsten Fasern überhaupt.HAARE01
Sie haben in der Natur sehr wichtige und interessante Aufgaben. Es gibt mehrere Haararten an ein und demselben Tier. Diese erfüllen jeweils spezielle Aufgaben. Wir nennen sie Wollhaare, Deckhaare, Leithaare und Borsten.

Uns interessieren hier nur die Wollhaare. Ihre Aufgabe in der Natur besteht darin die Hautoberfläche haare wollesowohl gegen Kälte als auch gegen große Wärme zu schützen. Der Bereich der Wollhaare ist die Klimazone, die sich den jeweiligen Gegebenheiten exakt anpasst. Wollhaare sind Saisonhaare, die mindesten zweimal im Jahr ausgetauscht werden. Bei Wärme fallen viele aus und es bleibt nur ein kleiner Teil auf dem Tier um gemeinsam mit den Deckhaaren die Haut zu beschatten. Bei Kälte wachsen sie intensiv und bilden unter den Deckhaaren ein wärmendes, isolierendes Polster.
Saisonhaare bestehen durch und durch aus Keratin, sie haben keinen Markstrang, der bei den Deckhaaren die Haare mit Nährstoffen versorgt. Deckhaare sind genau genommen ganz feine RöhrchenHaare deck. Das macht sie formstabil. Wollhaare sind ( abhängig von der Dicke ) sehr biegsam. Bei den allermeisten Schafrassen sind die Wollhaare gekräuselt. Und zwar als Wendel, sie bilden eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Schraubenstruktur. Man spricht meist von Bogigkeit, was aber speziell bei den feinen Haaren vom Merinotyp absolut falsch ist.Faserwendel 1

Diese  bilden immer eine Schraubenlinie. Das merken wir uns, das ist wichtig.Wollhaare sind meist sehr dünn, haben keinen Markstrang, sind sehr biegsam und schraubenförmig gekräuselt

Soweit das Äußere in Kürze!

Wichtiger ist der innere Aufbau von Wollhaaren! Dieser ist wie schon erwähnt sehr komplex. Er besteht aus mehreren Zonen. Wir beginnen innen im Kern und gehen schichtweise nach außen.
Dabei verzichten wir auf die Beschreibung der zwar wichtigen, aber sehr komplizierten chemischen Vorgänge.
Bei Haaren (im Gegensatz zu Wollen) ist in der Mitte der Faser der Markstrang. Von dort ab gleichen sich Verhältnisse
Den größten Teil der Faser, das Zentrum nennen wir Cortex. Dieser wird gebildet aus eng aneinander liegenden feinen Fibrillen (spindelförmige Stäbchen). Eingebettet sind sie in eine Art Zement.
Aus dem gleichen Werkstoff liegt eine dichte Haut um den Cortex. Wie ein Schlauch. In diese Zwischenmembran sind rundum und in ganzer Länge feine Schuppen eingebettet. Sie bilden eine Art Panzer. Sie sind jeweils an der Wurzelseite der Faser fest mit der Membran verwachsen. Etwa zwei Drittel einer Schuppe liegt frei an. Den Bereich der Schuppen nennen wir Cuticula. Nur diese sehen wir. Optisch gleicht die Oberfläche der Faser einem Fichtenzapfen bei dem die Schuppen fest anliegen.
Zusammenfassung: diesmal von außen nach innen.
Haare haben alle eine Cuticula, einen aus ziemlich harten Schuppen gebildeten Panzer.
Die Schuppspindelzelleen sind verwachsen in einer Zwischenmenbran. Diese umschließt den Innenbereich, den Cortex mit eine Art Schlauch.
Der Innenbereich, der Cortex besteht aus kurzen kristallinen Fibrillen, die ihrerseits in eine Masse eingelagert sind, die der Zwischenmembran entspricht.
Wenn innerhalb einer Masse eines Werkstoffes alle Moleküle wahllos, chaotisch durcheinander angeordnet sind. Nennen wir sie AMORPH (Ungerichtet)
KRISTALLIN nennen wir einen Stoff dann, wenn alle Moleküle in einer stabilen, fest ausgerichteten Anordnung liegen
Amorphe Bereich sind wenig stabil, dies sowohl chemisch als auch physisch.
Kristalline Bereiche sind, je nach der Strenge der Ausrichtung sehr stabil, sowohl chemisch als auch physisch.

2.Kapitel.

Thermoreg 1Die Thermoregulation und die Rolle des Haarkleides.

Ursprünglich gab es auf der Erde ausschließlich wechselwarme Lebewesen. Die Körpertemperatur entsprach der Umgebungstemperatur.

Vor etwa 70 Millionen Jahren entstanden, zunächst recht kleine, Lebewesen deren Nervensystem und Gehirne eine konstante Temperatur voraussetzten. Es entstanden die Warmblüter.

Um die Körperwärme gleichmäßig zu erhalten entwickelten sich Systeme, die sowohl Wärme abbauen, als auch Wärme hinzufügen können. Der Fachbegriff dafür ist Thermoregulation.

Sie fußt auf einer Fähigkeit durch Nahrungs-Verbrennung Energie für Arbeit aber auch zur Erwärmung bei Kälte zu erzeugen.

Bei Wärmeüberschuss schwitzt man. Der Körper scheidet im Schweiß Wasser ab, dieses verdampft auf der Hautoberfläche und kühlt sie.

Diese Tiere haben ein Haarkleid zur Isolierung, Wasseraufnahme, Wasserabgabe und – nicht zu vergessen – zum Schutz gegen Witterungseinflüsse.

Das Haarkleid setzt sich aus verschiedenen Haartypen zusammen: den Wollhaaren (Isolierung und Thermoregulation) den Deckhaaren  (Schutz des Tieres gegen Witterung und sonstige Störungen), den Leithaaren (sie geben dem Haarkleid die Struktur) und den Borsten (meistens als Tasthaare).

Uns interessieren nur die Wollhaare. Die Funktion: der Körper wird zu warm, er scheidet Wasser aus, dieses verdampft auf der Hautoberfläche und kühlt dadurch. Der Dampf wird von den Wollhaaren auf genommen und gespeichert.  Innerhalb der Faser kondensiert der Dampf zu flüssigem Wasser. Dieses Wasser wird chemisch sehr lose gebunden und ist erste einmal weg. Wollfasern können bis zu 30% ihres Körpervolumens an Wasser speichern. Ändern sich die Verhältnisse diffundiert dieses Wasser über eine Dampfphase wieder heraus und wird von der Umgebung aufgenommen.

 

Dieses System hat sich in Millionen von Jahren gebildet und optimiert. Es funktioniert optimal. Aber….  Nur wenn der Mensch nicht eingreift. Durch Zucht und Anpassung an die Wünsche der Menschen sind diese Systeme oft gestört, haben mache Fähigkeiten verloren oder so abgeändert, dass sie dem Menschen dienen. Oft auf Kosten der natürlichen Gegebenheiten.

Wschuppen trockenie die Wollhaare das machen lesen wir im nächsten Kapitel

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