Geschichte
Zum Drenthe Heideschaf (niederländisch Drents Heideschaap) muss erst erwähnt werden, dass es kein nordisches Kurzschwanzschaf ist und damit auch nicht mit den Schnucken verwandt ist. Zwar werden die Heideschafe oftmals in einen Topf geschmissen, das Drenthe Hiedeschaf ist aber viel älter als die Schnucken und auch noch eine viel ursprünglichere Schafrasse.
Die Zuchtgeschichte des Drenthe Heideschafes ist dabei nicht einfach zusammenzufassen. Vermutlich reicht die Zucht der Drenthe Heideschafe bis ins Jahr 4000 v.Chr. zurück, was bedeutet, dass es sich um eine der ersten Schafrassen Westeuropas handeln dürfte.
Allerdings gilt das nur für den ursprünglichen Typen, der heute als Typ 1 bezeichnet wird. Da aber auch diese Rasse mit Einzug der modernen Landwirtschaft stark in Bedrängnis kam, wurde ihre Wirtschaftlichkeit durch Einkreuzung des Schoonbeeker Schafes erhöht und damit die ursprüngliche Rasse an den Rand der Ausrottung gebracht.
Foto Drenthe Heideschaf Bock, Janneke Alkema / Pixabay
Foto Drenthe Heideschaf Auen, ribesweg / Pixabay
Die Schafherden, die man heute in der Provinz Drenthe vorfindet sind meist Drenthe Heideschafe neuen Typs, die eine bessere Wirtschaftlichkeit zeigen und deshalb sehr beliebt sind.
Erst im Jahre 1948 wurde mit einer einzelne Herde des alten Typs die ursprüngliche Rasse erhalten und die Zucht fortgeführt. Der Zuchtverband Nederlandse Fokkersvereiniging het Drentse Heideschaap entstand dann erst 1985 der sich dem Erhalt des Drenthe Heideschafes widmet. Anders als bei anderen Zuchtverbänden wird hier die Diversität der Rasse ausdrücklich gewünscht und bei der Zucht wird nicht prämiert oder selektiert, um diese Diversität auch zu erhalten.
Da der alte Typ immer noch sehr selten ist, muss davon ausgegangen werden, das die mir vorliegende Wolle eher von einer Herde der Drenthe Heideschafe neuen Typs stammt, was sich aber leider nicht nachweisen lässt.
Foto Aue mit Lamm, Eadepoeltegroen / Wikipedia-NL
Erkennungsmerkmale
Das Drenthe Heideschaf alten Typs ist von seinem Erscheinungsbild her noch ein sehr ursprüngliches Schaf, dessen kleinrahmiger, schlanker Körperbau noch stark an Wildschafe erinnert.
Der naturbelassene Typ zeigt sich auch an den, vor allem bei den Böcken ausgeprägten Hörnern und an der deutlichen Mähnenbildung. Diese ist bei den weiblichen Tieren ebenfalls nur wenig vorhanden, so wie sie auch hornlos sein können.
Der Kopf ist ansonsten unbewollt, mit geradem Nasenrücken und kleinen, waagerecht getragenen Ohren. Die Bewollung kann allerdings bereits zwischen den Hörnern beginnen, wodurch sich ein Wollschopf bildet, auch der Schwanz ist vollständig bewollt und reicht bis zur Ferse.
Foto Drenthe Heideschaf Aue, Mijk23
Die Farbvarietät der Rasse ist sehr hoch, obwohl einzelne Zeichnungen unerwünscht sind. Vor allem die behaarten Körperpartien zeichnen sich durch eine Vielzahl an Farbvariationen aus. So kann der Kopf unabhängig von der Vliesfarbe von weißlich bis ganz schwarz aber auch hell- bis dunkelbraun sein. Während Pigmentflecken im Vlies unerwünscht sind, können Fecken, Blessen und Tupfen auf den behaarten Körperpartien in viele Variationen vorkommen. Das Vlies ist einheitlich grauweiß und nur bei wenigen Tieren schwarz, diese sind dann aber meist komplett schwarz.
Foto Drents Heideschafe im Zuchtprojekt in Minderhout (Hoogstraten), Queeste
Die Haltung der Drenthe-Heideschafe ist unkompliziert, da sie zwar eine enge Bindung zu ihrem Halter aufbauen, sie benötigen aber wenig Betreuung und versorgen sich größtenteils selbst.
Wolle
Wolltyp: Mischwollig
Die Wolle des Drenthe Heideschafes präsentiert sich als typische Mischwolle mit langen gerade herabhängenden strähnigen Langhaaren und deutlich feinerer Unterwolle. Die dicken Kurzhaare sind erst nach dem Waschen wirklich zu erkennen und sind bei weißen Schafen meist rötlich und beim schwarzen Schaf schwarz.
Die Wolle lässt sich recht einfach trennen, es zeigt sich auch dabei noch einmal, dass das sich die Wolle deutlich von der der Schnucken unterscheidet, das Verhältnis Grannen zu Wollfasern ist hier deutlich zugunsten der Wollfasern verschoben.
Foto Wollstapel getrennt, Margit Röhm
Wolle-Fakten
Wollertrag: 1-2 kg
Stapellänge: ca. 20 cm
Feinheit: 35 – 40 Mikron
Filzen
Die Wolle filzt ordentlich, trotz der Grannen. Der Filz wird aber nicht sehr fest. Der dünne Filz wird stark strukturiert und neigt zu Schlaufenbildung, Der prozentuale Anteil der Unterwolle reicht aber für einen kompakten strapazierfähigen Filz, der aber nur mäßig schrumpft.
Filzfelle lassen sich hervorragend herstellen, die Grannen filzen sehr langsam bis gar nicht, was die Bearbeitung sehr einfach macht, trotzdem fallen die Haare später nicht aus.
Anfangsgewicht | Auslegemaß | Endmaß | Schrumpffaktor |
5 gr | 20 x 20 cm | 12,5 x 13 cm | 1,5 |
20 gr | 20 x 20 cm | 16 x 16 cm | 1,25 |
Fotos Filzproben mit 5 gr. und 20 gr., Margit Röhm
Fazit
Die Wolle der Drenthe Heideschafe ist für vielerlei Produkte gut geeignet, ist einfach zu verarbeiten und meist sehr sauber, da die Tiere in aller Regel ganzjährig draußen gehalten werden.
Der Filz ist optisch sehr ansprechend und auch die gefilzten Felle sind sehr imposant.
Text Margit Röhm
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