Zukunft hatte noch selten so merkwürdigen Klang, wie zur Zeit. Zwischen überbordender Hoffnung auf bessere, gar vernünftigere Zeiten und Endzeitstimmung scheinen wir hin und her gebeutelt zu werden. Und da uns keiner so recht erklären kann, was sein wird, blühen die wildesten Theorien erst recht. Je weniger wir die Verlässlichkeiten, auf die wir ein Recht zu haben glauben, in die Hand bekommen, je unsicherer werden wir. Mir fällt dabei eine Filz-Übung ein, die ich, inspiriert durch Petra Kunz, immer mal wieder in Gruppen einsetze. Jede und jeder darf sich einen Stein aussuchen der dann nach und nach mit Wolle umhüllt und zum Schluss fest eingefilzt wird. So weit, so klar. Aber die TeilnehmerInnen dürfen immer nur eine Schicht Wolle auftragen – dann muss der zukünftige Ball weiter gereicht werden, je häufiger, je besser. Irgendwann ist man nicht mehr sicher, wer wessen Stein gerade in der Hand hält. Erst wenn zum Schluss der Filzball aufgeschnitten wird um ihm sein Geheimnis zu entlocken, erst dann könnte der Stein seinen Weg zurück zum Aussuchenden finden. Das gelingt auf unterschiedlichen Wegen und ist dennoch nicht immer das Ziel. Manchmal kann man seinen Stein auch jemand anderem überlassen, loslassen und etwas Neues, unerwartetes bekommen. Sich einlassen auf die Wege, die uns offen stehen und an Verzweigungen nicht stehen bleiben, sondern einfach mal einen Schritt wagen. Gewissheiten und Sicherheiten sind so trügerisch. Und gerade deshalb ist es so wohltuend, der Zukunft zu vertrauen und Pläne zu schmieden. Ich bleibe in Gedanken immer wieder an dem Spruch hängen, dass das Leben passiert, während wir Pläne schmieden. Manchmal passt das zusammen – und manchmal eben nicht. Deshalb keine Pläne und Träume mehr zuzulassen, zu resignieren macht nur müde und krank!
Wir haben immer noch den Plan im Sommer 2020 das Filz-Kolleg in Soltau durch zu führen. Wir werden uns die Hoffnung auch nicht nehmen lassen und zeigen euch deshalb dieser Tage immer wieder mal, was wir uns dafür vorgenommen haben. Heite habe ich Westen-Fotos von Susanne Breuling mitgebracht. Ihr Workshop soll vom 13. bis 15. Juli statt finden. Wie gesagt, wir vertrauen sehr darauf, dass es noch was werden kann mit Soltau. Natürlich wird jede Anmeldung risikolos sein, das bedeutet, wer sich anmeldet kann jederzeit zurücktreten – oder wir werden eben ausgebremst. Doch keine Pläne bedeutet für mich, dass wir kein „Apfelbäumchen mehr pflanzen“ würden, dass wir den Dystopien Raum geben. Durch Sorgen machen und sich fürchten ist noch nie etwas gestaltet worden. Macht Pläne, lasst neue Ideen zu und hab ein wenig Vertrauen in die Zukunft. Wir fasten so manches in diesen Tagen, aber die Zuversicht wird nicht gefastet.
Ich hoffe sehr, dass unser Filzkolleg stattfinden kann.
Bis dahin wünsche ich allen trotz oder gerade wegen der aktuellen Situation Geduld und Kraft und genügend „freien“ Kopf, um auch kreativ zu sein. Das ist schließlich der Weg aus der Krise und seine Manifestation.
Danke, Susanne für deine Idee und die Umsetzung des Osterkalenders mit sehr beeindruckenden Texten.