Nur noch 10 Tage bis Weihnachten, bis das Christkind seine Gaben verpackt unter den Weihnachtbaum legt. Von fröhlich bunt bis edel, von glänzend bis handbemalt lachen uns die Geschenkpapiere an und machen aus einer dringend benötigten Pfanne einen Weihnachtsschatz. Keine Sorge, ich werde jetzt keinen Vortrag halten über ökologisch verantwortungsvolles Handeln oder gar den Verzicht auf Geschenkpapier. Diese Informationen findet man gerade wieder – gefragt oder ungefragt – zuhauf.
Verpackungen sind zuallererst einmal Hüllen die etwas ausdrücken wollen, etwas schützen und manchmal auch den Wert eines Gegenstands erhalten sollen. Die besondere Flötentasche, die Marion Ranker gearbeitet hat, schützt die Instrumente und lenkt gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf ihre eigene Arbeit.
Mit einer selbstgestalteten Hülle mache ich mir einen fremden Gegenstand zu eigen. Indem ich einem leeren Tagebuch „meine Hülle“ umlege, mache ich es nicht nur durch den stetig wachsenden Inhalt zu etwas ganz Persönlichem. Indem ich ein selbst Geschenk verpacke, gebe ich diesem Gegenstand etwas mit auf den Weg, das nur ich so mache. Ein Massenartikel, ich bleibe mal bei der Pfanne, ist eben nützlich und wird bestimmt von Herzen gerne verschenkt, doch ohne Geschenkverpackung bleibt es ein Etwas, das man braucht.
Vielleicht geheimnisse ich auch zu viel hinein in die Hüllen, doch aus meiner Sicht geben sie mir die Chance, das Leben individueller zu gestalten. Jedes Marmeladenglas wird durch eine Hülle – egal aus welchem Material – ein nettes Teelicht, eine besondere kleine Vase, ein Stiftebehälter den es so nur bei mir/uns gibt.
Hülle geben ist auch ein zutiefst sozialer Akt. Jemanden zu umarmen, ihn zu schützen, den Schirm über ihn zu halten, Wärme zu spenden… Unsere Sprache hat viele Worte, unser Alltag viele Gesten und Handlungen, die Hülle ausdrücken. Selbst ein offenes Lächeln kann Hülle geben und einladen, dazu gehören zu dürfen. Mir fehlen dieser Tage die umhüllenden Gesten sehr. Ich freue mich unbändig auf die Zeit, in der ich deine Hand wieder in meiner spüren darf, dich in den Arm nehmen darf… Hülle spüren darf für einen Augenblick.
Autor Susanne Schächter Heil
Bilder Marion Ranker
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