Das Schaf des Monats Oktober 2017
Merino-Landschaf
Geschichte:
Das ursprüngliche Merinoschaf, das wir heut als Lieferant für feine Merinowolle kennen, stammt aus Nordafrika und kam im 14. Jahrhundert nach Spanien. Schon dort wurde es mit anderen Schafrassen gekreuzt. Die Wolle war damals an Feinheit nicht zu überbieten, weshalb es unter Todesstrafe verboten war, das Merinoschaf in andere Länder auszuführen.
Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts gelangen die Merino Feinwollschafe nach Deutschland. Da die Tiere hier aber vorzugsweise in Wanderschäfereien gehalten wurden und große Strecken zurücklegen mussten, wurden sie mit Landschafrassen gekreuzt. So entstanden die drei Hauptrassen:
Merino-Landschaf
Merino Wollschaf
Merino Fleischschaf
Das Merino Landschaf hat zunehmend an Bedeutung gewonnen und stellt heut ca. 30% des Bestandes in Deutschland.
Rassemerkmale:
Das moderne Merinolandschaf ist hornlos, mittelgroß, hat weiße bewollte und behaarte Körperteile. Es hat einen mittellangen und nicht zu breiter Kopf. Lange, breite, leicht schräg nach vorn hängende Ohren. Einen bewollten, straffen, breiten Rücken. Gute Brust- und Flankentiefe sowie ausgeprägte Bemuskelung der Außen- und Innenkeule. Das Merino-Landschaf zeichnet sich durch seine Robustheit aus und ist deshalb vor allem für den Landschaftsschutz und die Wanderschäferei gut geeignet. Der Fleischertrag und die Fruchtbarkeit erklären zusätzlich seinen Erfolg.
Die Wolle:
Fakten:
Wollleistung: Bock: 6 – 7,5 kg Rohwolle
Mutterschaf 4 – 5 kg Rohwolle
Stapellänge ca. 6-9cm
Feinheit 24-28µm
Die Merinowolle zeichnet sich vor allem durch das vollkommene Fehlen von Grannhaaren aus, was sie sehr weich und gleichmäßig macht. Auch so genannte Spickel- oder Kurzhaare fehlen. Merinowolle fühlt sich deshalb auf der Haut angenehm an und kratzt nicht oder sehr wenig.
Rohwolle:
Merino-Landschafwolle wird üblicherweise im späten Frühjahr geschoren. Teilweise auch im Winter, soweit die Schafe eingestallt werden. Leider kommt es bei der Einstallung zu starker Verunreinigung der Wolle durch Stroh und Heu. Vor allem im Nacken- und Rückenbereich findet sich teilweise starkes Einstreu durch Heu, die durch Raufenfütterung hervorgerufen wird. Das läßt sich nur durch ganzjährige Weidenhaltung vermeiden, was vor allem in Süddeutschland nicht möglich ist. Merino-Landschafwolle neigt aber nicht zu Verfilzungen am Tier, so dass sich Einstreu in den allermeisten Fällen auszupfen läßt. Die Wolle steht im Vlies in sehr dichten Stapeln, so dringen auch Schmutz und Erde selten in tiefere Schichten der Wolle vor. Das typische Erscheinungsbild einer Merino-Landschaf-Rohwolle zeigt sich deshalb häufig wie folgt: Schnittseite gelblich bis bernsteinfarben durch starken Wollfettüberzug, hier können sich auch kleine Wollfettklümpchen zeigen. Spitzen durch Erde und Kot verschmutzt, teilweise verkrustet. Vor allem im Bauch- und Pobereich muss die Wolle deshalb gut aussortiert werden.
Die Waschprobe zeigt aber, dass sich die übliche Verschmutzung leicht von der Wolle löst. Schon einfaches Reinigen mit Regenwasser reicht aus, um die Wolle oberflächlich zu Reinigen. Wollfett lässt sich dadurch natürlich nicht entfernen.
Filzbarkeit
Merino-Landschafwolle hat eine feine Kräuselung, was gute Filzeigenschaften vermuten lässt. Ohne eine Filzprobe ließe sich die Filzbarkeit aber nur durch eingehende Mikroskopische Untersuchungen der Haaroberfläche ermitteln. Wir ziehen die praktische Methode des Versuches vor. (Eine standarisierte Filzprobenerstellung wird in den nächsten Monaten entwickelt und dann hier nachgereicht. Die sensorische Probe wird vorläufig einer wissenschaftlichen Methode vorgezogen)
Flächenfilz:
15g Rohwolle auf 1dm² in drei Schichten ausgelegt, Bearbeitungszeit ca.10 Minuten.
Dieser erste Filzversuch zeigt eine gute Filzeigenschaft der Wolle. Endgröße ca. 6x6cm, wobei die Probe nicht als ausgefilzt bezeichnet werden kann. Der entstandene Filz weist eine gute Belastbarkeit auf, neigt aber zu Oberflächenpilling. Anders als bei feinerer Merinowolle schließt sich die Oberfläche nicht so dicht, so dass der gesamte Filz etwas fluffig bleibt. Leider zeigt Merino-Landschafwolle sehr unterschiedliche Filzqualität, was (vermutlich) auf die Reinheit der Rasse zurückzuführen ist. Reinrassige Merino-Landschafwolle hat gute Filzeigenschaften.
Fell-filz
Jede Schafschurwolle lässt sich zum Filzfell verarbeiten, spätestens dann, wenn eine Deckschicht aus filzfähiger Wolle aufgelegt wird. Um vergleichbare Werte zu erzielen, wird hier in den Proben jeweils eine Schicht Bergschafwolle aufgelegt.
Merino-Landschafwolle zeigt bei der Verarbeitung zum Filzfell einige sehr vorteilhafte Eigenschaften. Erstens lassen sich die vergleichsweise gleichmäßig langen Stapel sehr leicht senkrecht auf die Arbeitsfläche stellen. Außerdem liefert die Schur ein zwar zusammenhängendes aber nicht verfilztes Vlies, das sich leicht sortieren lässt. Drittens verfilzt die Wolle sehr zügig mit dem Untergrund, nicht aber die Haare unterenander, so dass sich zwischenzeitliches Lösen der Locken erübrigt. Es entsteht ein sehr gleichmäßiges, weiches Vlies, das sich als fertiges Fell sehr standfest erweist, auch wenn sich wieder Stapel bilden, die dem Felle eine eher rustikale Optik verleihen.
Schlussbilanz: (Kommentar)
Merino-Landschafwolle gibt’s wie Sand am Meer und wird deshalb häufig verschenkt bzw. vernichtet. Sie hat einen eher begrenzten Charme und keine besonders herausstechenden Eigenschaften. Wie jede Wolle, hat sie aber ihre unbestreitbaren Vorzüge und sollte deshalb wertgeschätzt werden. Durch ihre guten Filzeigenschaften ist sie für jede Form des Gebrauchsfilzes gut geeignet und lässt sich nach eingehender Entfettung auch gut färben. Gegen ihre Feinwollige Verwandtschaft aus Australien, Neuseeland und Südamerika kommt sie natürlich nicht an, hat aber als heimische Rasse durchaus ihren Platz auf dem Filztisch verdient. Viele Vorteile bietet sie in der Verarbeitung als Filzfell. Die typischen klimatisierenden Eigenschaften der Wolle zeigen sich beim Filzfell par Excellence. Wer schon einmal auf einem Fell aus Merino-Landschafwolle geschlafen hat, weiß diese Vorzüge zu schätzen. Dabei ist ein Fell aus Merino-Landschafwolle zwar weniger dekorativ als ein langhaariges oder lockiges Fell, übertrifft aber in seiner Standfestigkeit, Feuchtigkeitsregulierung und Weichheit jedes stylische Langhaar.
Text Margit Röhm
Echt toller Bericht und super Bilder. Das 1. Foto mit dem Grashalm im Maul (fehlt nur noch eine Sonnenbrille) könnte gut den Titel haben: „wool it´s cool man„ Mein Mann, Michael fiel dazu noch Folgendes ein: In unseren Büchern finden wir immer wieder den Begriff „Merinolangwollschaf“ ist es das Gleiche wie „Merinowollschaf“ oder gibt es da noch eine Unterart? Im Buch „Das Wollprojekt / der Spinnergilde“ wird beschrieben, dass das Merinolandschaf zwar meistens weiße Wolle hat, dass es aber auch Ausnahmen von braunen Exemplaren gibt. Es wird 2mal im Jahr geschoren. Hier mal was zu den kleinen, süßen Lämmern, das wir auch sehr interessant finden: https://www.youtube.com/watch?v=9QsE9pSeIls Herde von Steffi Regel aus Hainsfarth LG Barbara + Michael Müller / FilzWerk |
Danke!
Ich werde mich sehr bemühen der Schafserie zu folgen, habe bis zum letzten Wort gelesen .
Freu mich drauf…
Gut und interessant geschrieben, danke Margit!
Jetzt bin ich noch mehr motiviert, das versprochene Liegefell endlich anzugehen. Diese Woche gibts noch einen Besuch beim Schäfer!
Das ist zwar ein Stück Arbeit, Du wirst es aber lieben.
Echt toller Bericht und super Bilder.
Das 1. Foto mit dem Grashalm im Maul (fehlt nur noch eine Sonnenbrille) könnte gut den Titel haben:
„wool it´s cool man„
Mein Mann, Michael fiel dazu noch Folgendes ein:
In unseren Büchern finden wir immer wieder den Begriff „Merinolangwollschaf“ ist es das Gleiche wie „Merinowollschaf“ oder gibt es da noch eine Unterart?
Mit seinem 30%igen Anteil des Bestandes in Deutschland ist das Merinolandschaf somit auch schon zugleich die größte und bedeutendste, in Deutschland zu findende Rasse, die sich geografisch gesehen anteilmäßig mehr im Süden Deutschlands aufhält.
Im Buch „Das Wollprojekt / der Spinnergilde“ wird beschrieben, dass das Merinolandschaf zwar meistens weiße Wolle hat, dass es aber auch Ausnahmen von braunen Exemplaren gibt.
Es wird 2mal im Jahr geschoren.
Hier mal was zu den kleinen, süßen Lämmern, das wir auch sehr interessant finden:
Das Merinolandschaf (wissenschaftlicher Name: Ovis aries, es wird international auch oft „Württemberger„ genannt), hat eine ganzjährige Paarungsbereitschaft (asaisonale Brunst)
Das Erstlammalter ist in der Regel nach ca. 1,8 Jahren
Es gebärt im Durchschnitt 2,0 – 2,5 Lämmer pro Jahr mit einer Zwillingshäufigkeit von 60 %.
Wer mal live bei einer Zwillingsgeburt von Merinolandschafen dabei sein will findet hier einen
schönen Film dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=9QsE9pSeIls Herde von Steffi Regel aus Hainsfarth
LG Barbara + Michael Müller / FilzWerk
Vielen Dank für Deinen Kommentar.
Zum Merinolangwollschaf glaube ich zu wissen, dass das nur die ausgeschiebene Rassebezeichnung des Merinowollschafes ist. Weiß es aber leider nicht genau.
Liebe Margit
Deine Berichte finde ich sehr interessant.
Vielen Dank dafür.