Januar 2018 – Heidschnucke – Moorschnucke

12.01.2018 | Allgemein, Schafporträt

 

Geschichte:
Die Schnucken gehören, wie die Skudden und andere Rassen zu den nordischen Kurzschwanzschafen, und somit zu den ältesten Schafrassen in Mitteleuropa. In Deutschland trat die Heidschnucke erstmals in der Lüneburger Heide in Erscheinung und prägt das Bild der Heidelandschaft. Durch die Schafe wird die Verbuschung der Heidegebiete verhindert. Und durch ihre Wanderung durch die blühende Heide im Spätsommer zerreißt sie Spinnenwegen zwischen den Blütenständen und ermöglicht so Bienen und anderen Insekten, den wertvollen Nektar zu sammeln.

 Es gibt inzwischen drei verschiedene Schnuckentypen, die aber als eigenständige Rassen geführt werden:

  • Die Graue Gehörnte Heidschnucke
  • Die Weiße Gehörnte Heidschnucke
  • Die Weiße Hornlose Heidschnucke = Moorschnucke

Graue gehörnte Heidschnucke – Foto Monika Gierer

Damals wurden alle Schnuckentypen als eine Rasse betrachtet. Die graue gehörnte Heidschnucke war der übliche Typ und somit auch der älteste. Erst ab der Mitte des 19ten Jahrhunderts kamen weiße Tiere immer häufiger vor, bis man schließlich zu Beginn des 20ten Jahrhunderts die beiden Farbschläge als eigene Rassen betrachtete. Erst knapp 20 Jahre danach wird die weiße hornlose Heidschnucke in einem Zuchtverein als weitere Rasse anerkannt. Die Zahl der grauen gehörnten Heidschnucken ist derzeit so stabil, dass sie nicht zu den vom Aussterben bedrohten Rassen zählt. Viele kleine Züchter trugen auch hier dazu bei, dass diese Rasse nicht mehr vom Aussterben bedroht ist. Die jüngeren Rassen der weißen gehörnten sowie der weißen hornlosen Heidschnucke zählen zu den vom Aussterben bedrohten Schafrassen.

 Der Name der Heidschnucken kommt von dem Wort „schnucken“, welches mit naschen gleichzusetzen ist.

 Rassebeschreibung:
Die Heidschnucken sind sehr widerstandsfähige und eher anspruchslose Schafe, welche am häufig in großen Herden zur Landschaftspflege eingesetzt werden. Auch diese Rasse fühlt sich am liebsten in einer größeren Gruppe wohl. Da sie saisonal brunftig werden kommen die Lämmer im Frühjahr.

Die grauen gehörnten Heidschnucken haben eine Schulterhöhe von ungefähr 60-70cm und können zwischen 50kg(Auen)- 85kg(Altböcke) Kilo Gewicht erreichen. Die Auen haben sichelförmige nach hinten gebogene und die Böcke schneckenartige Hörner. Die Lämmer kommen mit schwarzer gelockter Wolle auf die Welt, welche sich im Laufe des ersten Lebensjahrs verfärbt und erst nach der ersten Schur nehmen sie die Rassetypische Graue Vliesfarbe an.

Graue gehörnte Heidschnucke – Foto Monika Gierer

Die weißen gehörnten Heidschnucken haben als größten Unterschied zur GGH(Graue gehörnte Heidschnucke) ein weißes Wollvlies . Bei Ihr sind ebenfalls beide Geschlechter gehörnt und sie sind etwas kleiner und auch etwas leichter als die GGH.

Die weißen hornlosen Heidschnucken / Moorschnucken werden gerne aufgrund ihrer besonderen Widerstandsfähigkeit gegenüber Nässe und ihren festen Klauen auf Moorlandschaften eingesetzt. Sie ist die kleinste der drei Schnuckenarten und im Gegensatz zu den anderen sind beide Geschlechter hornlos. Diese Moorschnucken sind seit Jahrhunderten im Raum Diepholz heimisch.

Die Böcke können ein Gewicht von 60-70kg und die Auen ein Gewicht von ca. 40-50kg erreichen.

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Die Wolle 

Heidschnucken haben als Landschafe eine typische Mischwolle. Die Wolle dieser Rassen zählen zu den groben Wollsorten und ist leider auf dem Weltmarkt nichts wert, weswegen sie von den Züchtern und Haltern oft direkt entsorgt wird.

Die Unterwolle ist oft sehr weich und zwischen 20-25mic fein, Die Grannen dagegen sind sehr starr und können bis zu 40mic dick sein. Im Durchschnitt wird bei den meisten Quellen eine Wollfeinheit bei ca. 38mic angegeben. Diae Moorschnucken haben meist feinere Wolle.

Der Wollertrag liegt meist bei: 

Grau Gehörnte Heidschnucke: Mutterschaf – 1,5-2,5kg, Böcke – 3-4kg
Weiß gehörnte Heidschnucke: Mutterschaf –   1,5 – 2kg, Böcke – 3-3,5kg
Weiße hornlose Heidschnucke: ca. 2-3kg

Text Yasmin Groß

 

Wollverarbeitung

Heidschnuckenwolle steht gemeinhin im Verdacht zu nichts zu gebrauchen zu sein. Trotzdem oder genau deshalb wollen wir sie uns mal genauer anschauen. Sie hat nämlich so manche Überraschung zu bieten.

Wolle von GGH – WGH – Moorschnucke

Es ist kein Kunststücke, die Wolle der grauen gehörnten Heidschnucke und die der weißen gehörnten Heidschnucke zu unterscheiden, der Unterschied liegt lediglich in der Farbe. Anders hingegen bei der weißen hornlosen Heidschnucke, die Moorschnucke, ihre Wolle ist nicht nur deutlich weicher, sie ist vor allem sehr viel lockiger als bei ihren gehörnten Verwandten. Bei der weiteren Verarbeitung wird dies noch eine wichtige Roll spielen.

Schon auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass sich alle Schnuckenwolle durch sehr lange Grannenhaare auszeichnet. Die Verdickung der Wollsträhnen in Richtung der Schnittkante zeige aber auch eine gehörige Portion Unterwolle an.

Unterwolle GGH

Grannenhaare GGH

 

 

 

 

 

 

 

In der Detailaufnahme wird  deutlich, dass wir es hier mit zwei Haartypen mit sehr unterschiedlicher Strukturen zu tun haben. Die Grannenhaare dominieren das Bild und zeigen sich in typischer Heidschnuckenoptik – Dick, lang und glatt. Der einzige Reiz dieser Haare scheint in ihrem wunderbaren Farbenspiel zu liegen. Die Unterwolle ist dagegen sehr viel kürzer und dünner, mit einer feinen Kräuselung.

Das Geheimnis der Heidschnuckenwolle liegt nun darin, dass sich diese beiden Haartypen vergleichsweise leicht trennen lassen.

Wolle Trennen:

Der Vorgang ist leicht erklärt, bedarf aber etwas Übung, um es problemlos zu bewerkstelligen.

Von einer handlichen Portion Rohwolle wird die eine Seite mit den Grannenhaaren sehr fest gehalten, während mit der zweiten Hand die Unterwolle herausgezogen wird. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis nur noch die Grannen übrig sind.

Je kleiner die bearbeiteten Strähnen sind, umso einfacher und sauberer läßt sich die Unterwolle herausziehen.

Natürlich gilt die gleiche Vorgehensweise auch für die Weiße Heidschnucke sowie für die Moorschnucke. Bei letzterer ist aber die Unterwolle deutlich langfasriger, und üppiger, was den Trennvorgang ungünstig beeinflusst.

Getrennte Wolle von Moorschnucke, Weiße gehörnte Heidschnucke und Grauer gehörnter Heidschnucke,

Filzeigenschaften

Nach dieser Prozedur liegen uns nun für jede Schafrasse zwei Wolltypen vor. Dabei stellt sich natürlich trotzdem noch die Fragen, wie sich die ungetrennte Wolle beim Filzen verhält. In der Tat hatte ich das bislang für vollkommen abwegig gehalten und nie versucht. Aber Versuch macht ja bekanntlich klug, deshalb werde ich ungeachtet aller Vorurteile versuchen einen Filz aus der Heidschnuckenwolle herzustellen.

Wer Heidschnuckenwolle kennt, wird sich nicht sonderlich über das Ergebnis wundern. Es ist vollkommen unmöglich, aus der ungetrennten Heidschnuckenwolle einen einigermaßen vernünftigen Filz herzustellen. Es entsteht zwar tatsächlich so etwas wie Filz zwischen den langen Haaren, diese stören den Vorgang aber derart, dass keine feste Verbindung entsteht. Schon nach dem Auswaschen lassen sich die einzelnen Haare wieder problemlos aus der Fläche lösen und herausziehen.

fertiger Filzversuch – GGH

Aber es ist ja teilweise Filz entstanden, das kann nur mit der Unterwolle zusammenhängen. Es lohnt sich also, den Versuch mit der Unterwolle zu wiederholen.

 

 

Ausgelegte GGH-Unterwolle

Da der Versuch mit Rohwolle durchgeführt wird, fällt beim Auslegen der Unterwolle die enorme Menge an Wollfett auf, die Fasern kleben teilweise buchstäblich zusammen. Sie lassen sich trotzdem zu einer gleichmäßigen Fläche auslegen. Es fallen aber nach wie vor Grannenhaare ins Auge und natürlich sind in der Unterwolle auch noch kurze Spickelhaare versteckt.

Es bedarf etwas Geduld, bis sich die Wollen entscheidet zu verfilzen, aber nach intensiver Bearbeitung entsteht tatsächlich ein einigermaßen fester Filz. Unter Umständen wäre dieser noch besser, wenn die Unterwolle noch etwas sauberer von den Störfasern befreit worden wäre. 

fertiger Filz aus GGH-Unterwolle

Moorschnucken-Unterwolle verhält sich hier leider nicht so kooperativ. Sie ist durch die längeren Fasern nicht nur schwerer auszulegen, ihre Haare verfilzen auch sehr viel schwerer und ergeben am Ende keinen so festen Filz.

 

 

 

Fell filzen

Was  viel von uns schon aus Heidschnucken oder Moorschnuckenwolle hergestellt haben sind Filzfelle. Hier entpuppt sich die gut filzenden und üppige Unterwolle der Heidschnucke als wahrer Segen, weswegen sie sich gut als „Anfänger“ Wolle für Filzfelle eignet.

Eine Deckschicht Bergschafwolle aufzulegen ist trotzdem ratsam, da der Untergrund so sehr viel fester wird und das Filzfell schneller verfilzt.

Da bei der Heidschnuckenwolle die Deckhaare gar nicht filzen, besteht nicht die Gefahr, dass das Fell verknotet oder gar die Haare einfilzen. Es kann somit sehr schnell und robust bearbeitet werden. Anschließendes kräftiges Schütteln reicht vollkommen aus, um die Haare wieder voneinander zu trennen und glatt zu werden.

Leider haben Heidschnuckenfellen den entscheidenden Nachteil, dass die Grannenhaare nur sehr schlecht oder gar nicht im Filz halten. Schon durch festes Schütteln oder leichtes Ziehen, lösen sich die ersten Haare und fallen aus. Das wiederholt sich zwar nicht mit allen Haaren, es ist aber extrem lästig und vor allem im Verkauf ein echtes Problem.

 

 

 

 

Ganz anders stellt sich hier die Moorschnucke dar. Moorschnuckenfelle lassen sich ebenso einfach herstellen, überzeugen aber durch eine wesentlich vollere Qualität, was an den längeren Unterwollhaaren liegt. Ihr wesentlicher Vorteil liegt aber darin, dass die langen, lockigen Haare sehr viel besser im Filz halten.

Objekte aus WGH – GGH und Moorschnucke Objekte Margit Röhm – Foto Margit Röhm

Fazit:
Heidschnuckenwolle ist etwas für Liebhaber und ist eine perfekte Lernwolle. Sie läßt sich als Rohwolle perfekt zu Fellen verarbeiten und bietet dabei eine wunderschöne Optik. Die einzelnen Haartypen sind wunderbar zu erkennen und zu trennen. Persönlich bin ich der Meinung, dass sich Heidschnuckenobjekte leider nicht zum Verkauf eignen, da es dem Kunden kaum zuzumuten ist, dass das Objekt ewig haart. Die Moorschnucke bietet dazu eine echte Alternative, auch wenn die Farbe natürlich nicht mit dem wunderbaren Graumelange der Heidschnuckenwolle konkurrieren kann.

3 Kommentare

  1. Sehr informativ und deine Schnuckentrolle sind wunderbar! Vielen Dank für deine Arbeit liebe Margit.

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  2. (Objekte aus WGH – GGH und Moorschnucke Objekte Margit Röhm – Foto Margit Röhm ) Siehe oben …….. Ja manomann, die sind ja vielleicht cool. Echt super witzig und total knuffig. Muss ich unbedingt einen von haben. Wo kann ich so was tolles bekommen ??? Ach ja und bevor ich es vergesse. LG Michael von FilzWerk

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