Zu den beliebstesten Bühnenstücken in der Vorweihnachtszeit gehört die Oper „Hänsel und Gretel“. Ich liebe diese Musik und die zauberhaft sich auflösende Dramatik. Die Geschichte selbst mag grausam und oder hoffnungsfroh sein, abhängig vom Blickwinkel, doch sie hat sich samt ihren Symbolen so in diese Zeit eingeschmuggelt, dass sie zum Brauchtum wurde. Überall in den Bäckereien und Konditoreien stehen Lebkuchenhäuser, wir können im Supermarkt Keks-Bastelpackungen zur heimischen Herstellung eines Hexenhauses kaufen und kaum ein Plätzchenbackbuch kommt ohne ein Lebkuchenhaus-Rezept daher.
Ich hab mich, trotz meiner Begeisterung für die Musik der Oper immer mal wieder gefragt, was sucht diese Geschichte eigentlich im Advent – also von den passenden Naschereien mal abgesehen. Und da es in diesem Jahr um kleine und große Wunder gehen soll, da fiel es mir wie „Plätzchen von den Augen“. Es geht ums Finden und gefunden werden. Hänsel und Gretel finden ihren Weg einschließlich aller Aufregungen, die Hexe lässt sich finden, was ihr dann doch nicht gut bekommt und zu Guter Letzt findet der Vater die Kinder. In der Weihnachtsgeschichte dreht sich auch vieles ums Suchen und Finden. Einen Weg, eine Herberge suchen und finden, und auch gefunden werden findet statt – von den Hirten, den Königen.
Einen alten Freund wiederfinden, den man verloren geglaubt, ein Gefühl wieder zu entdecken, dass wir schon so lange vermisst haben, zwischen den Seiten eines längst ausgelesenen Buches einen Zettel finden auf dem in ungelenker Kinderschrift steht: „Mama hab dich soooo lib“, von jemandem gefunden werden, der einem etwas Besonderes zutraut, in einer fremden Stadt plötzlich ein wunderschönen Blick finden – das alles sind kleine Lächel-Wunder. Und diese kleinen Alltagswunder, die kann uns keiner nehmen, diese Findefreuden.
Inga Dünkelberg-Niemann hat mir mit ihrer wirklich märchenhaften Filzarbeit geholfen, die Gedanken zu finden und aufs Papier zu bringen.
0 Kommentare