15. Dezember

16.12.2019 | Allgemein, Verein

 
Manchmal hält man eine ganze Welt in der Hand als Filzerin, so wie hier Delia Grimm

An manchen Tagen haben die „wahrhaft großen Aufgaben“ solch eine Aufmerksamkeit von den Medien, von mir, von so vielen Menschen, dass sie scheinbar übermächtig erscheinen. Wir leben in einer Zeit für die das Kleine, das Schaffbare kaum von Interesse ist. Nur wenn die Anspruchsfantasien und die Katastrophenvorhersagen riesig genug sind, schier unmöglich zu bewältigen sind, dann sind „wir“ zufrieden. Es gibt unendlich viel Diskussionbedarf, Beschimpfungsstoff, Unfähigkeitsvorwürfe und zugleich das beruhigende Gefühl, doch nicht wirklich etwas erreichen zu können dank der übermächtigen Problematik. Und so wächst neben hilfloser Wut auch der Zorn auf irgendwen und die Idee, dass man selbst viel zu unbedeutend ist um irgendetwas ändern zu können.

Keine Angst, ich werde jetzt keine Vorschläge unterbreiten, was jeder zur Rettung des Weltfriedens, zum Schutz des Klimas oder gegen die Plastikflut machen kann. Das können andere viel besser als ich, das gebe ich neidlos zu.

Doch wenn es zum Beispiel um den Umgang mit unserem persönlichen Zeitmanagement geht, habe ich mal gelernt, dass es Sinn macht das Wichtige vom Dringenden zu unterscheiden. Zusätzlich wäre ich dafür zu schauen, worauf habe ich Einfluss, was hat für mich und mein Handeln Bedeutung. Letzendlich geht es auch in der Betrachtung meiner Welt darum, wieder den Blick zu schärfen für die vermeintlich kleinen Dinge, die Welten die mich beherbergen und auf die ich Einfluss habe. Gelegenheiten, die ein ehrliches Lächeln und bleibende Erinnerungen in sich bergen, zu schaffen oder zu suchen. Eine Aufgabe zu meistern, sich selbst erfolgreich zu erleben oder auch mal zu scheitern. Den ein oder anderen Schritt mit Aufmerksamkeit gehen und beim Autofahren mal keine Nachrichten hören, die jemand formuliert hat um meine Aufmerksamkeit auf fremde Ziele zu lenken. Mal den Kindern zuhören statt sie mit Antreibern aller Arten auszustaffieren.

Es mag euch merkwürdig vorkommen, doch in der Arbeit mit der Wolle, in dem Prozess der jedes Mal etwas „Erschaffendes“ hat, im Filzen, verschieben sich für mich die Kategorien und geben mir die Gewissheit, dass ich Einfluss habe – auf mich, meinen Alltag und die Definitionen von Wichtig/Dringend/Groß/Bedeutsam …

Die Woche vor dem Fest ist vielleicht eine gute Zeit den inneren Kategorien mal wieder mehr zu vertrauen. Im Kleinen haben wir sicher die Welt in der Hand.

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