Deutsches Karakul

Geschichte

Was wir über die Rasse des Karakulschafes wissen ist erst mal, dass es sehr alt ist. Seit bereits 1000 Jahren ist bekannt, dass Lockenschafe in Zentralasien gezüchtet werden. Seit 1850 etwa setzte dann ein verstärkter Handel mit den lockigen Lammfellen nach Europa ein. In diese Zeit fällt auch sehr wahrscheinlich die Namensgebung des Karakulschafes, auch wenn sich die Quellen nicht einig sind, wo der Name herkommt.

Der Name Karakul kommt von einem  Karawanensammelplatz im Bezirk von Karakool. Hier wurden die kostbaren Felle verladen und starteten ihren langen Weg nach Europa. Eine andere Auslegung sagt, dass es ursprünglich von assyrisch „kara-gjull“ bzw. türkisch „kara gül“, übersetzt „Schwarze Rose“ stammt. Eine weiter verbreitete Deutung ist die Herkunft aus „kara kul“ und „kara köl(e)“, beides türkisch für „schwarzer Sklave“ oder „kara kül“ für „schwarze Asche“ bzw. „kara göl“ für „schwarzer See“ alle diese Bezeichnungen lassen sich auf das Haarbild des schwarzen Lammes zurückführen.

Genau dieses Haarbild ist aber leider auch ein Sinnbild für das Schicksal der Karakulschafe. Die Lämmer tragen das eindrucksvolle Haarkleid nur einige Tage oder Wochen und werden deshalb zur Gewinnung der Felle bereits wenige Stunden nach der Geburt geschlachtet. Zumindest in Deutschland sind die so genannten Persianerfelle aus der Mode gekommen und deshalb trifft diese grausame Praktik keine deutschen Karakulschafe.

Erst 1903-1906 kamen Karakulschafe nach Deutschland und wurden auch hier zur Pelzgewinnung gezüchtet. Bereits Ende der 30er Jahre zählte der Bestand an deutschen Karakuls mehr als 10 000 Tiere. Leider führte der Rückgang der Pelznachfrage in den 70er Jahren auch zum drastischen Rückgang der Karakulbestände, bis diese fast vor dem Aussterben standen.

Wie so oft wurde die Rasse von einigen Idealisten und Archehöfen vor dem Aussterben gerettet und wir haben heute in Deutschland wieder einen Bestand von einigen Hundert Tieren.

Rassebeschreibung

Ganz besonders bemerkenswert ist beim Karakul neben der ausgeprägten Ramsnase der beeindruckende Fettschwanz. Für die Steppentiere war es überlebensnotwenig sich Reserven in form von Fett anzufressen, um Magere Zeiten, vor allem Trockenheit zu überstehen. Das Fett aber am ganzen Körper anzulagern ist wegen der enormen  Hitze aber nicht Vorteilhaft und  entwickelte sich, ähnlich wie bei Kamel der Höcker, der Fettschwanz als Notpolster aus.

In allen zentralasiatischen Ländern gilt der Fettschwanz verschiedener Fettschwanzschafe als Delikatesse und gefragte Nahrungsreserve.

Ansonsten ist das deutsche Karakul ein mittelgroßes Schaf mit einer Höhe von 65-70cm. Die weiblichen Tiere sind Hornlos während die Böcke meist gedrehte Hörner tragen. Aber auch das muss nicht sein, teilweise kommt es zu so genannten Krüppelhörner. Die Zucht berücksichtigt dies nicht.

Die Wolle

Die erwachsenen Tiere der Karakulschafe tragen eine sehr grobe Mischwolle in den Farben grau oder braun. Die Fasern können dabei eine Länge von bis zu 20cm erreichen. Die Mutterschafe haben dabei eine Wollleistung von 3-3,5 kg während die Böcke 4kg Schweißwolle liefern können.

Leider ist die Wolle international wenig gefragt und wird wegen ihrer groben Eigenschaften vor allem für feste Gebrauchsfilze verwendet.

Sehr deutlich ist beim Karakulschaf auch der Unterschied der Wolle je Vliesparti zu erkennen. Hier deutlich nicht nur an der Länge sondern auch an der Farbe zu erkennen. Von LInkes nach Rechts Rückenwolle – Flankenwolle und Bauchwolle. Die kurze Bauchwolle unterscheidet sich dabei nicht nur in der Länge und Farbe, sie ist auch wesentlich weicher, da ihr die langen Grannen fast Vollständig fehlen und nur ein paar Spickelhaare zu finden sind.

Karakulwolle wird im Handel in drei Farben angeboten, Grau – Kamelhaarfarben oder Sandfarben und dunkelbraun. Während es sich bei den Grauen und dunkelbraunen Varianten um natürliche Farbschläge handelt, ist die hellere Variante gebleicht. Dadurch unterscheidet sie sich auch etwas in der Haptik.

Filzversuch

Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass Karakulschafe eine wunderbare Filzwolle liefern. Auch wenn die Wolle sehr grob ist, ist sie zur Herstellung von festen Gebrauchsfilzen sehr beliebt. Nachfolgender Versuch verdeutlicht die Qualität dieser Wolle.

Filzergebnisse

Anfangsgewicht Auslegegröße Endgröpe Schrumpfungsfaktor
3g 20×20 cm 7.5×8 cm 2,5
10g 20c20 cm 10,5×11 cm 1,9
       
       

Fazit

Es ist dem Text schon zu entnehmen, ich liebe Karakulwolle und fertige daraus sehr gerne standfeste Körbe und Behälter. Als Handtasche, die ich am Körper trage würde ich sie vielleicht nicht wählen, dafür eignet sie sich wie kaum eine andere für harte, standfeste Filze im Bereich Wohnen und Aufbewahren.  

Text und Filzversuche – Margit Röhm