Sommerzeit ist Filz-Kolleg-Zeit!
Nach 11 Jahren darf man ruhig mal Strukturen und Ideen weiterentwickeln und sich neu präsentieren. So haben die aktiven Filzerinnen des Filz-Netzwerk e.V. beschlossen, dem Wort „Netzwerk“ im Namen des Vereins einen größeren Raum einzuräumen und mehr Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen, neue Kooperationen auf den Weg zu bringen und sich dabei als lebendiges Netzwerk zu präsentieren. Neben der traditionsreichen „Deutschsprachigen Filzbegegnung“ entstehen zurzeit immer mehr Regionalgruppen, die ein gemeinsames Filzen im näheren Umfeld möglich machen sollen. Wir wollen, so gut es eben geht, mit unseren Aktivitäten zu den Filzerinnen gehen, so der Anspruch der Organisatorinnen. Damit war die Idee eines „Filz-Kollegs“ geboren. Der Verein wird in den kommenden Jahren in verschiedenen Regionen im deutschsprachigen Raum ein solches Angebot machen, um den Mitgliedern und auch interessierten Filzerinnen in den Regionen entgegen zu kommen. Darüber hinaus soll durch diese Veranstaltungen deutlich werden, wie viel Potential im Verein versammelt ist. Das Filz-Kolleg lebt von Kursleiterinnen, die Mitglieder im Filz-Netzwerk sind und die ihre unterschiedlichen Techniken und ihr ausgereiftes Filzwissen an die Teilnehmer im Verlauf der Kolleg-Tage weitergeben.
In diesem Jahr fand das Filz-Kolleg in Düsseldorf statt. Sandra Struck-Germann suchte die Freizeitstätte Garath als passenden Kursort für das Filz-Kolleg 2016 aus. Am 16.08. ging es dann los. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorstand und ausgestattet mit einer kleinen Einweisung und Namensschildern ging es in die Kursräume. Die Freizeitstätte Garath in Düsseldorf hat wirklich gut geeignete Räume zu bieten und eine unglaublich hilfsbereite und von unseren Filzarbeiten begeisterte Mitarbeiterschaft. Die filzunerfahrene Belegschaft in Garath konnte Röcke, Portraits, Kinderträume, Eco-Print, Filz-Origami, Mosaiktechnik und Schrift auf Filz bestaunen. Und weil darüber hinaus so eine positive Stimmung unter den Beteiligten herrschte, wurden wir spontan eingeladen, wieder zu kommen.
Um einen Eindruck von den Arbeiten in dieser produktiven Woche zu erhalten, stellen wir einige Kurse vor und lassen dabei die Kursleiterinnen selbst zu Wort kommen:
Gefilztes Origami mit Jeannette von Itter
Origami, die japanische Technik des Papierfaltens kennen wir alle. Und wir wissen, sie ist nicht einfach. Und doch filzten wir in meinem Kurs von der Falttechnik inspirierte Filzketten. Ursprünglich wurde das Origami-Filzen von Andrea Noeske-Porada entwickelt. Lidwina Charpentier hatte bei ihr einen Kurs besucht und ihr Wissen an mich weitergegeben. Im Kurs dachte ich, das muss doch auch einfach gehen! In der ersten Kurzbeschreibung, die ich zu einem Kurs von Andrea Noeske-Porada las, wurde mathematisches Verständnis gefordert. Zu meiner großen Erleichterung geht es aber auch ohne. Und nun gebe ich meine Idee zu dieser Technik einfach „einfach“ weiter. Ich gebe seit 17 Jahren Filzkurse, lebe in Düsseldorf und schon aus diesem Grund hat mich das Filz-Kolleg wirklich sehr begeistert!
Jeannette von Itter
Sandra Struck-Germann „Vom Foto zum Filz in Pop-Art“
Am liebsten filze ich Portraits, die an Fotos erinnern, von Menschen, die mich bewegen, die mir nahestehen, deren Geschichten mich berühren, um die ich mir auch schon einmal Sorgen mache. Oft habe ich meine Kinder in Filz gebannt. Dann habe ich angefangen, demenzkranke Senioren, mit denen ich im Seniorenheim filze, großformatig in Filz darzustellen. Für Ausschreibungen, Ausstellungen oder auf privatem Wunsch erstelle ich darüber hinaus Filzportraits von anderen Personen.
Für meinen Kurs „Vom Foto zum Filz in Pop-Art“ habe ich eine Technik entwickelt, mit denen auch bei kleinformatigen Bildern sehr schöne Ergebnisse erzielt werden. Ein am Computer bearbeitetes Bild dient als Vorlage. Dieses Bild wird mit schwarzer Wolle auf bis zu vier verschiedenfarbigen Hintergründen gefilzt – es ist ein Malen mit Wolle ohne jede Transfer-Technik.
Sandra Struck-Germann
„In Wort und Filz“ mit Susanne Breuling
Schon während meiner Ausbildung zum Textilgestalter im Handwerk war es mir ein Anliegen, meine kalligraphischen Kenntnisse und Erfahrungen auch in Filz umzusetzen.
Durch viel Ausprobieren und Experimentieren mit verschiedenen Techniken – Nass in Nass Technik, Reserve Technik, Mosaik Technik – um nur einige zu nennen, kam mir die Idee zur Stempeltechnik.
Diese Technik ermöglicht es, dass Wörter, Sprüche oder Zitate fest im Filz verankert sind. Die „Texte“ werden auf Vorfilz oder Seide gestempelt, fixiert und mit Vlieswolle oder Kammzug zu einem Objekt weiter verfilzt. So konnte ich die eine Leidenschaft mit der anderen dauerhaft verbinden. Diese Kenntnisse an Interessierte Filzerinnen weiter zu geben, ist sehr erfüllend – und nicht nur in Düsseldorf!
Susanne Breuling
www.filzpunkt.de
„Die Welt der Weiblichkeit oder die Vorteile des Rock-Tragens“ mit Marlies Piechotka
Im Kurs von Marlies Piechotka ging es in die Weite, in Tiefen und in Schichten. Die Teilnehmerinnem ließen sich ein auf einen kreativen Prozess mit leichten Stoffen, Borden, leuchtenden Farben und feinster Merinowolle. Nach der Ideensuche wurde das Modell aufgezeichnet und dann der Schnitt berechnet. Die passenden Accessoires und Schließen für den Rock wurden auch mit eingeplant. Eine Verschmelzung von Pflanzenfasern mit Tierhaaren, ob gemustert oder uni, mit Spitzenstoffen oder Chiffon, der Lieblingsrock war geboren.
Wenn man einen Rock und schöne Schuhe dazu trägt, verändert sich die Haltung und auch der Gang. Er wird augenblicklich weiblicher und eleganter, Frau bekommt dadurch auch ein völlig anderes Lebensgefühl. Ich kann nur aus Erfahrung sprechen, da ich seit fast 20 Jahren ausschließlich Kleider oder Röcke trage. Ganz im Sinne von: STILVOLLES ENTWICKELN IM SELBSTDESIGN!
Marlies Piechotka
Wir bedanken uns noch mal bei den Kurs-Leiterinnen und Mitorganisatorinnen Sandra Struck-Germann, Jeannette von Itter, Marlies Piechotka, Susanne Breuling, Olga Kazanskaya und Sigrid Bannier.
Und zum guten Schluss hat uns Gabriele Wehrmeyer noch ein paar Zeilen zugesandt, nachdem sie sich entschieden hatte, in Zukunft Teil des Netzwerks zu sein:
„Ja so stelle ich mir ein Netzwerk vor, es verbindet, es trägt, es vermittelt. Ein Jeder kann mitnehmen was er braucht, der Eine mehr der Andere weniger. Man bleibt auf dem Laufenden, da gute Geister sich bemühen und organisieren und etwas entstehen lassen, was einem eine Plattform gibt, die man nutzen kann für seine eigenen Zwecke und die gleichzeitig den Anderen dient!
Es gibt einen Auftritt des Filznetzwerkes im Internet, der ansprechend und gut strukturiert ist. Hier findet man Informationen rund um dieses großartige Handwerk.
Als Mitglied dieses Werkes kann man sich mit Gleichgesinnten austauschen, man erfährt, wer in der näheren Umgebung werkt und schafft.
Bei regelmäßigen Treffen in den Regionalgruppen oder wie jetzt beim Filzkolleg 2016 in Düsseldorf lernt man sich kennen und profitiert von den vielfältigen Erfahrungen der Einzelnen.
In der heutigen Zeit ist es ein Filter für das, was uns im Netz überflutet – eben ein gut strukturiertes Netzwerk, das umso stabiler wird, je mehr kleine Fasern es ergänzen.“
Gabriele Wehrmeyer
Es ist immer wieder aufs Neue faszinierend zu beobachten, wie das gemeinsame Tun Menschen miteinander verbindet – also werden wir weiter dafür Sorge tragen, dass zusammen gefilzt werden kann. Im Jahr 2017 sind Soltau und Düsseldorf als Veranstaltungsorte für sommerliche Filz-Kolleg-Veranstaltungen schon fest eingeplant. Genaueres gibt es wie immer auf der Homepage des Filz-Netzwerk e.V. zu lesen.
Susanne Schächter-Heil
www.filznetzwerk.de